Chorstimme des Monats: November 2017

 

 

Leni Küskens (Alt):

Susanne:     Leni, möchtest du vielleicht die Chorstimme des Monats November sein?
Leni:              Ja gerne, aber ich möchte nicht selbst schreiben.
Susanne:    Wie schön, dann frage ich dich einfach und du erzählst mir über den Chor und                                was du alles mit dem Chor erlebt hast.

                         Wann bist du denn zum Beispiel in den  Chor eingetreten?
Leni:               Das war 1954, damals war ich 15 Jahre und  wir fuhren immer zu zweit mit                                  dem Fahrrad von Gützenrath aus zur Probe. Manchmal trafen wir unterwegs                                  drei junge Frauen aus Laar, die auch zur Probe fuhren.
Susanne:     Und wie war das denn mit deinem Mann Christian, der war doch auch im Chor. Leni:              Ja, Christian habe ich im Chor kennen und lieben gelernt. Sein Vater Paul war                                 auch im Chor. Ebenso sein Freund Schmitz Heinrich. Christian und Heinrich                                 waren am gleichen Tag geboren und am ersten Schultag setzte die Lehrerin sie                             nebeneinander. Sie wurden Freunde und die Freundschaft hielt ein Leben lang.
                         Nach der Probe kehrten wir immer bei Lücker ein. Das Cäcilienfest war  früher                          immer am Vortag des Buß- und Bettags und fand abwechselnd bei Lücker,                          Laumanns, Botz und Neuss statt. Wir haben ausgiebig gefeiert, dann ging  es                          zu Fuß nach Hause. Die übrigen drei Gaststätten Schruff, Avots und Bierwisch                          gaben kein Essen aus und wurden bei passenden Gelegenheiten auch mal                              besucht.

                         Da Christian und Heinrich im Juli Geburtstag hatten, wurde zu den runden und                            halbrunden Geburtstagen auf dem Hof bei uns gefeiert. Im Herbst feierten  wir                           immer das Laubhüttenfest mit Grillen und Lagerfeuer. Beim Sprung über das

                         das Lagerfeuer hat sich unser damaliger Chorleiter Herr Cuypers einmal

                         einen Bänderriss zugezogen, der dann erst einmal auskuriert werden musste.

                     
Chorausflüge begannen auch früher schon immer mit einer von uns gesungenen Messe. In einem Jahr wurde eine Wanderung in unserer Gegend  unternommen, im folgenden Jahr fuhren wir dann mit dem Bus. Die erste  Fahrt ins Ausland führte uns nach Hertogenbosch, der Heimat von  Wilma Lipkowski. Dort sangen wir die Messe von Dvořák. Der Priester sagte dann, dass wir nach dem langen und ausgiebigem Gloria das Credo ausfallen lassen sollten.

Susanne:     Was war denn für dich die schönste Aufführung in den vielen Jahren, die du                                  schon im Chor bist?
Leni:               Wir haben ja viele schöne Lieder und Messen einstudiert und aufgeführt.

Dazu   gehörten auch die schönsten Opernchöre von Verdi. Oder die Rosen aus dem  Süden von Mozart. Ich persönlich denke besonders gerne an die Aufführung „Die Glocke“ von Schiller zusammen mit dem Wildenrather Chor zurück. Wir sangen einmal in der ausverkauften Schwalmtalhalle und einmal in Wildenrath. Unser Chorleiter Herr Cuypers und der Oberkrüchtener Chorleiter, Herr Davids, waren Freunde und so kam es, dass der Chor aus Oberkrüchten 1976 zur Weihe der vier neuen Glocken eingeladen wurde, mit uns das Lied der Glocke noch einmal aufzuführen. Nur ein Teil der Oberkrüchtener kam  damals dieser Einladung nach.
Wenn wir eine Beerdigung gesungen haben, war es üblich, dass wir          anschließend noch auf 1 bis 2 Gläser Bier zusammen blieben, die dann oft von    demjenigen bezahlt wurden, der uns zur Beerdigung gebeten hatte. Wenn     nicht, haben wir sie selbst bezahlt – auf jeden Fall blieben wir nach einer            Beerdigung immer noch ein bisschen zusammen und erzählten.

Susanne:      Ich selbst bin ja noch nicht so lange im Chor, darum muss ich dich das fragen-                                  warst du die ganzen Jahre ohne Unterbrechung dabei?
Leni:               Nein, ich war gerade verheiratet und mit dem ersten Kind schwanger, da

bekam mein Schwiegervater einen Schlaganfall und war anschließend gelähmt.   Ich habe ihn dann 7 Jahre gepflegt und habe mit dem Chor ausgesetzt.  Als dann „die Glocke“ zur Glockenweihe einstudiert wurde, bin ich wieder zu  den Proben gegangen, obwohl meine Schwiegermutter  und auch meine Mutter der Meinung waren, ich müsste zu Hause bleiben. Doch Christian hat mich  damals ermutigt, wieder in den Chor zu kommen und seitdem bin ich dabei.

 

Die Proben und auch das Feiern waren uns sehr wichtig und immer fest
eingeplant. Unsere Freundschaften waren größtenteils im Chor. Das Singen,       die Freundschaften und Geselligkeiten haben uns viel gegeben und unser            Leben bereichert.

Susanne:     Dankeschön liebe Leni für deine Chorstimme des Monats.